«Patrizierhäuser Denkmäler der Globalisierung»

Trogen. Der in St. Gallen wohnhafte Hans Fässler, ist Mittelschullehrer
an der Kantonsschule Trogen, engagierter SP-Politiker und
Kabarettist. Bei seinen Nachforschungen zu einem kulturellen Beitrag
zum Kantonsjubiläum stiess er auf den Sklavenhandel. Mit dem
Kabarettprogramm «Louverture» griff der die Problematik auf. Seine
Nachforschungen brachten die Verstrickung der Schweiz mit dem
Sklavenhandel zum Vorschein. Im Rahmen der schweizerischen
Beteiligung am interkontinentalen Dreieckshandel
Europa-Amerika-Afrika, plante er eine Begegnung der «drei Welten».
Elisabeth Pletscher, Ur-Ur-Ur-Enkelin der Familie Jakob
Zellweger-Wetter sollte Europa vertreten, Ibrahima Seck, rechts im
Bild, Assistent an der Abteilung für Geschichte an der Cheikh Anta
Diop Universität in Dakar, Senegal, den afrikanischen Kontinent und
die «neue Welt» Jeannot Hilaire, Leiter der haitianischen Delegation
bei der UNO in Genf. Trotz des Todes von Elisabeth Pletscher wurde
beschlossen, das Projekt eines «Rencontre des Trois Mondes»
durchzuführen. Sozusagen als «Hommage für eine grosse Frau»,
welche sich auf vorbildliche Weise offen gezeigt hat für das neue
Thema des kolonialen Handelsnetzes und für die Tatsache, dass ihr
Heimatdorf und ihre Familie sich an der «Globalisierung» des 18.
Jahrhunderts beteiligt hatten. Jeannot Hillaire, Nachkomme nach Haiti
verschleppter Sklaven,warf bei seinem Besuch in Trogen die Frage
der Unabhängigkeit der Staaten Südamerikas auf. Sein Land hätte
diese mit hohem Lösegeld an Frankreich teuer bezahlt. Ibrahima Seck
aus Senegal stellte in seiner Rede fest: «Was damals ablief, war nicht
nur ein Handel zwischen Schwarz und Weiss, es war ein Geschäft mit
Millionen.» Frau Landammann Alice Scherrer bekräftigte dies mit den
Worten: «Die Zusammenhänge zwischen dem florierenden
interkontinentalen Dreieckshandel im 18. Jahrhundert zwischen
Europa, Afrika, Amerika und den Patrizierhäusern im Appenzellerland,
über 1000 Kilometer östlich von Cadiz, dem Drehpunkt am Atlantik,
werden gerne ausgeblendet.» Hans Fässlers Wunsch ist es, die
Geschichte nicht neu zu schreiben, aber bei der Aufarbeitung diesen
Aspekt mit einzubeziehen. (eca)