St. Galler Tagblatt vom 3.3.03

Thurgau und Sklaverei

Auch im Kanton Thurgau finden sich Spuren des
europäischen Handels- und Finanznetzes, das mit der
Sklaverei eng verflochten war. Dies schreibt Katharina Moor
(SP, Oberhofen) in einer einfachen Anfrage. Im Rahmen einer
nationalen Kampagne werden im Bund und in verschiedenen
Kantonen zurzeit mehrere Vorstösse mit gleicher
Stossrichtung eingereicht. Diese stehen im Zusammenhang
mit der UNO-Konferenz von Durban 2001, ausserdem mit
den Recherchen des St. Galler Kabarettisten Hans Fässler
über die Beziehungen St. Gallens mit dem Sklavenaufstand
in Haiti.
Laut Moor sind besonders zu erwähnen die Familie Labhard
aus Steckborn, die via die Bank Labhard & Vernet mit den
Iles de sucre (Westindien) geschäftete, die Gonzenbachs
von Hauptwil mit ihren Textilgeschäften grossen Stils
(Baumwolle, Indigo) und die Familie Gyger aus Bürglen,
welche mit der Familie Tourton das Bankhaus
Tourton & Bauer aufbaute. Diese Bank habe sich an der
Gründung einer Sklavenhandelsgesellschaft beteiligt und
eine enge Beziehung zu Sklavenplantagenbesitzern in
Surinam gepflegt. Moor will wissen, was der Regierungsrat
zu dieser Verknüpfung meint, die viel enger gewesen sei, als
man bisher meinte, und ob er die Aufarbeitung dieser
Beziehungen unterstütze. (wu)