Paläste in Trogen, Sklavenhütten in den Kolonien
Wie sich die Ostschweizer an der Sklaverei bereicherten

Sklavenhütten in den Kolnie, Paläste in Trogen: Der an eine italienische Piazza erinnernde Trogener Landsgemeindeplatz mit seinen Prunkpalästen wäre ohne Sklaverei nicht möglich gewesen. Trogen wäre ein Bauerndorf geblieben.

(sda) In seinem Buch "Reise in Schwarz-Weiss - Schweizer Ortstermine mit der Sklaverei" folgt der St.Galler Historiker, Kantonsschullehrer, Kabarettist und frühere Kantonsrat den Spuren von Schweizern, die von Sklaverei und Sklavenhandel profitierten.

Zucker, Kaffe, Kakao und Baumwolle
Die vier Steinpaläste der Zellweger von Trogen mit ihrem prunkvollen Innenausbau schossen ab 1747 in die Höhe. Unübersehbar sei die Ausrichtung eines grossen teils der kaufmännischen Aktivitäten der Zellweger auf jenes transatlantische Wirtschaftssystem gewesen, das auf der Versklavung von Millionen von schwarzen Afrikanewrinnen und Afrikanern beruht habe, schreibt Fässler.
Die Zellweger handelten nicht nur mit Baumwolle, sondern auch mit "Kolonialwaren". Sie importierten sklavereiproduzierten Kaffee aus der spanischen Kolonie Puerto Rico, wo die Sklaverei erst 1873 abgeschafft wurde.
Millionenvermögen
Sie importierten von Sklaven produzierten Zucker, Kakao und Textilfarbstoffe von den französischen Antillen. Dort wurde sie Sklaverei 1848 abgeschafft. Als Jacob Zellweger-Wetter (1723-1808) starb, hinterliess er ein Vermögen von zwei Millionen, sein jüngerer Bruder Johannes Zellweger-Hirzel (1730-1802) eines von drei Millionen.
In Berbice auf Guyana wurden 1733 und 1752 Aufstände rebellierender Sklaven niedergeschlagen. Die St.Galler Familien Rietmann, Schlumpf und Högger besassen in berbice die Plantage "L'Helvétie". In der holländischen Kolonie Surinam besass die Familie Hogguer (Högger) die Zuckerplantage "La Liberté" mit 132 Sklavinnen und Sklaven.
In Marseille, das im 18. Jahrhundert 100 Sklavenschiffe über Afrika in die neue Welt schickte, gab es eine "Nation Suisse". Darin waren die St.Galler hinter den Genfern die stärkste Gruppe. Fässler fand darunter Kaufleute aus den Familien Schlumpf, Zollikofer, Kunkler, Kunz und Scherer.

Schwarzer als Souvenir
Der St.Galler Jacon Laurenz Gsell ging 1836 nach Brasilien. Als er zurückkam, brachte der Mitbegründer der Helvetia-Versicherungsgesellschaft ein besonders exquisites "Souvenir" mit, einen Schwarzen als Diener. Sein Enkel, Otto Gsell-Dietschi, schrieb, sein Grossvater sei "als Sklavenhändler seltsam beachtet" worden.
1836 schrieb Jacob Laurenz Gsell in einem Brief:" Um das Völkerrecht gut zu handhaben, habe ich meine Reitpeitsche, die ich doch nicht an Pferden verbrauchen kann, zu anderem Zweck hervorgenommen; wenn ich nämlich meinem Schwarzen etwas befehle und der nicht sofort gehorcht, husch, da zuckt etwas durch die Luft und ein guter Hieb sitzt auf dem Rücken des Negers."