Sklavenheld mit Steuergeld?

«Wie ein Bild Risse bekam», 29.1.05

Hans Fässler ist ein talentierter Selbstdarsteller. Auch in Haiti tritt er offenbar selbstbewusst auf. Er hauste «in einem der besten Hotels überhaupt». Es war sein erster Besuch in einem Land der Dritten Welt. Ein derartiges «Detail» hindert ihn nicht daran, sich gross in Szene zu setzen. Ohne Skrupel zielt er aufs Portemonnaie der leidgeprüften Leute. Locker vermischt er die ehemalige Kolonialmacht Frankreich und den Kanton St. Gallen. Stolz teilt er mit, dass die St. Galler Regierung in einem andern Fall eine «grosse Summe an Wiedergutmachungszahlungen leisten musste». Dank ihm und einer Gruppe von Aktivisten und politischen Freunden.

In einer Broschüre verkündet er zum Thema Sklavenhandel: «Ich bin mir bewusst, dass die Opposition der so genannten "Grande Nation" viel stärker sein wird als diejenige der kleinen St. Galler Regierung. Ich weiss, dass eine Million Schweizer Franken Reparationszahlungen kaum vergleichbar sind mit den von Frankreich verlangten 21 Milliarden US-Dollar.» In Haiti verdienen die Leute keine 50 Franken im Monat. Wenn einer da so locker mit Millionen- und Milliardensummen hofiert, kommt er gut an. Auch wenn er sich auf Ereignisse bezieht, die über 200 Jahre zurückliegen. Teilzeitlehrer für Englisch und Geschichte ist er. Als Historiker lässt er sich in der Karibik feiern. Seine «Forschungsarbeiten» werden vom Schweizer Steuerzahler berappt: Beiträge aus dem Lotteriefonds des Kantons St. Gallen, Zuwendungen von verschiedenen Kantonen, ein Obolus von der Stadt St. Gallen, ein bezahlter halbjähriger Bildungsurlaub von der Schule. Auch die Pro Helvetia soll blechen. Insgesamt kommt eine stattliche Summe zusammen. Sechsstellig. Anders gesagt: Mehr als 2000 haitianische Monatslöhne! Diese Mittel werden aus verschiedenen Töpfen genommen und stehen anderen Kulturschaffenden nicht mehr zur Verfügung. Aber eben: Herr Fässler weiss, wie man Subventionsquellen anzapft. Es ist ja nicht das erste Mal. Mit diesen Mitteln surft er im Internet und sucht Stoff für sein Buch. Dazu verfügt er angeblich über eine «spielerische Entdeckerlust». Und schon ist er ein sagenhafter Experte für die ärmsten Regionen unseres Planeten. Mittlerweile weiss Herr Fässler sogar, dass auch afrikanische Eliten in den Sklavenhandel verwickelt waren. Wahrlich nichts Neues! Dafür musste er allerdings an einen Kongress nach Senegal reisen. Der zweite Besuch in einem Entwicklungsland. Daneben liess er linke Parlamentarier in so manchen Gemeinde-, Stadt- und Kantonsräten Vorstösse machen. Eine geschickte Kampagne. Sogar der Bundesrat musste antworten. Zum Schluss zu etwas Beängstigendem: Seine Vorbereitungsarbeiten weisen darauf hin, dass Herr Fässler im Sinn haben könnte, mit Hilfe des amerikanischen Sammelklagen-Papstes Ed Fagan oder anderen zwielichtigen Figuren einmal mehr die hiesigen Steuerzahler zu melken.

Roland Büchel
Kantonsrat SVP
Rheinstr. 4
9463 Oberriet