Fässler, Hans
Reise in Schwarz- Weiss. Schweizer Ortstermine in Sachen Sklaverei. Vorwort von Joseph Philippe Antonio

Zürich: Rotpunktverlag 2005; 337 S.; brosch., 22.- €; ISBN 3-85869-303-0; ZPol-Nr. 28609

Zeitschrift für Politikwissenschaft, Hamburg
Natalie Wohlleben
3/2006

Nicht die Schweiz als Staat, wohl aber Schweizer als Einzelpersonen seien an der Sklaverei beteiligt gewesen, schreibt Fässler. Unter Beteiligung versteht er "all jene privaten, geschäftlichen, wissenschaftlichen oder publizistischen Tätigkeiten, welche Profite aus der Sklaverei oder dem Sklavenhandel anstrebten oder welche mithalfen, die Sklaverei als Institution zu ermöglichen oder aufrechtzuerhalten" (21). Fässler widmet den Dörfern und Städten, in denen die an der Sklaverei beteiligten Schweizer lebten, für Kirchbauten spendeten oder Unternehmen gründeten, jeweils einen eigenen Beitrag, angelegt als historischen Stadtrundgang oder biografische Erzählung. Die Sklaverei erweist sich dabei nicht als nur vergangenes Leid. In dem Beitrag über die Geschichte der Schokolade und das Unternehmen Nestle verweist Fässler auf die 2002 von der Kakao- und Schokoladenindustrie, Gewerkschaften und Nichtregierungsorganisationen vereinbarte "International Cocoa Initiative", die das Ziel verfolgt, die Menschenrechte und das Arbeitsrecht zu verbessern. "Vorsichtige Schätzungen sprechen von aktuell 27 Millionen Menschen, die in Sklaverei oder sklavenähnli-chen Lebens- und Arbeitssituationen existieren" (231). Der ehemalige haitianische Außenminister Joseph Philippe Antonio beschreibt in seinem Vorwort außerdem die Probleme, die aus dem erzwungenen Freikauf seines Landes von Frankreich im 19. Jahrhundert bis heute nachwirken. Indem in diesem Band die historischen und wirtschaftlichen Dimensionen der Sklaverei mit Personen identifiziert und auf ihren lokalen Ursprung zurückgeführt werden, wird diese (und ihre moderne Variante der Lohnsklaverei) als historische und gegenwärtige Realität anschaulich. 

NW