Die ALTERNATIVE zu(m) LINKS

SVP auf Haiders Spuren? - Mit diesem Titel ist ein Artikel im offiziellen SP-Politmagazin („links“, 1.06, Seite 4) aufgemacht. Inhaltlich schwach auf der Brust, dafür angriffig formuliert. - Der Auslöser? Ein paar kritische Bemerkungen zur Finanzierung eines Buches und Gedanken zu den Folgen des Werkes. Schon läuft eine Partei Sturm. Und greift über links an. Warum?

von Roland Rino Büchel, Kantonsrat SVP

„Die St. Galler SVP schiesst sich auf linke Kulturschaffende ein. Jetzt ist Hans Fässler an der Reihe.“ Das schreibt „links“. Weitere Mutmassungen folgen. - Paranoia oder was? Diese Frage stellte ich mir beim Lesen des SP-Kampfblattes. Vorneweg: Die SVP hat sich nicht „auf linke Kulturschaffende“ eingeschos-sen. Auch ich nicht.

Die Fakten:

Hans Fässler, Englischlehrer mit Teilpensum, verfasst sein Erstlingswerk. „Reise in Schwarz-Weiss, Schweizer Ortstermine in Sachen Sklaverei“. Es bietet historische Reportagen, ist aber keine wissenschaftliche Arbeit. Der Autor wird massiv mit öffentlichen Geldern unterstützt.

Die Presse offeriert die gewünschte Plattform. Bis jetzt über vierzig Mal. Vom Gratisblättli über den „Kirchenboten“ zum „Sie + Er“ vom „Sonntags Blick“. Von „Facts“ und „Bilanz“ bis zur „NZZ“. Auch Radio und Fernsehen berichten.

Lokalmatador Fässler profitiert vom „Tagblatt“. Ich habe im letzten Jahr zweimal mit einem Leserbrief auf Fässler-Artikel reagiert. Beide Male druckte die Zeitung anschliessend seine Antwort ab. Also: Hans Fässler hat jeweils das erste und das letzte Wort. - Und ich habe einen zusammenfassenden Artikel im „impuls“ geschrieben. Das ist alles. Ist das ein Feldzug von meiner Seite?

Diffamierungskampagne?

Mit allem nötigen Respekt, meine Damen und Herren vom „links“. Ein paar kurze (und inhaltlich richtige) Einwände sollen eine „Diffamierungskampagne“ sein? Im Wörterbuch wird „Kampagne“ beschrieben: „Ein geplanter Feldzug mit dem Zweck, ein bestimmtes Ziel zu erreichen.“ Diffamieren/diffamare: „Gerüchte verbreiten“ Passt wohl - zum „links“-Artikel.

Grössenwahn?
„links“ schreibt: „Jelinek hat ihn (Haider) überlebt und letztes Jahr den Literaturnobelpreis erhalten. Und wir werden Büchel und die SVP überleben.“ Elfriede Jelinek ist eine anerkannte Schriftstellerin. Eine der Weltbesten. Ihr sarkastisch-provokativer Schreibstil fasziniert. Ihre politische Einstellung - sie ist Kommunistin - stört mich nicht. Was hat nun das Jelinek-Haider-Duell mit einem völlig überzeichnet dargestellten Fässler-Büchel-Konflikt zu tun? Mit Verlaub. Neo-Autor Hans Fässler nur schon in die Nähe einer Elfriede Jelinek zu rücken, zeugt kaum von realistischer Wahrnehmungsgabe. Einen Rheintaler Kantonsrat mit einem international bekannten Politiker zu vergleichen, ist ebenso daneben.

(Anmerkung zu den „links“-Recherchen: Die österreichische Autorin hat den Nobelpreis nicht „letztes Jahr“ sondern im Jahr 2004 erhalten.)

Finanzielle Wiedergutmachung?

„Auf Aufarbeitung, die Wahrheitsfindung und die Schuldanerkennung muss auch eine materielle Wiedergutmachung folgen. In welcher Form sie geleistet wird, wer genau an wen wie viel zahlen muss, ob sie freiwillig geleistet und ausgehandelt werden kann oder ob sie auf juristischem Weg erzwungen werden muss …“ Das hat Herr Fässler auf Seite 296 seines Buches geschrieben. Da wird klar, wohin die Reise gehen soll. - Fangen Sie an zu sparen!

Dear Ed Fagan - from SG, with love!

“links“ klagt: “Ferner brachte er (Büchel) ihn in Zusammenhang mit dem umstrittenen Anwalt Ed Fagan und dessen Sammelklagen.“ Ja, das tat ich. Aus gutem Grund. Hans Fässler hat nach einem Email-Austausch mit Fagan am 18. Februar 2003 die folgende Antwort erhalten:

Original: “At the present time, we have no intention of including any Swiss entities in the claims of descendants of former enslaved African Americans in what has come to be known as the "US Slave Labor cases". If that should change, I will let you know.”

”Im Moment haben wir nicht vor, Schweizer Firmen und Instanzen in die Klagen von Nachfahren versklavter Afro-Amerikaner mit einzubeziehen. (…) Wenn das ändern sollte, werde ich es Dich wissen lassen.“ Welche Fragen führen zu solchen Antworten?

Fundraiser oder „Abzocker“?

Herr Fässler ist ein gewiefter Fundraiser. Er bringt die öffentlichen Gelder zum Fliessen:

 Lotteriefonds (SG)
 Stadt St. Gallen
 Jubiläumstopf 2003 (SG)
 Pro Helvetia (nicht reglementskonform)
 Lotteriefonds (TG)
 Ein halbes Jahr Bildungsurlaub (AR)

zahlten direkt oder verursachten öffentliche Kosten. Eine sechsstellige Summe.

Auch Stiftungen sprachen Beiträge:

 Arnold Billwilller Stiftung
 Walter-Edison-Kruesi-Stiftung
 Fond. hist. des Suisses dans le monde

Wie genau nimmt es „links“?

Dem verbalen Rundumschlag fehlt die Faktentreue. Ich hoffe, dass Hans Fässlers Recherchen für sein Buch etwas genauer ausfielen. Dort liegen die Ereignisse sehr weit zurück.

Weshalb anonym?

Der Autor/die Autorin hält sich verdeckt. Vermummtes Schreiben, quasi. - „A kli Füdla zoaga und anischtoa“, sagt man im Rheintal. Darf man dieses Minimum an Fairness nicht erwarten? Ist das eine übertriebene Forderung an die „links“-SchreiberInnen? Wer immer der/die Zeichnende (sp) sein mag: Das Visier hochklappen, bitte.

St. Gallen, 20. Februar 2006

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Die Fifa, ein spezieller Verein:

“links behauptet: “(Büchel) hat für den Fussballverband Fifa gearbeitet, wo bekanntlich raue Sitten herrschen“

Zu den „rauen Sitten“: Schwer zu beurteilen.

Zur andern Aussage: Falsch. Ich habe nie im „Haus der rauen Sitten zu Zürich“ gear-beitet. Verschiedene Gründe sprachen dagegen. Laufen dort Dinge nicht sauber? - Schwer zu sagen. Darum das folgende Angebot an „links“: Ich werde Fifa-Präsident Sepp Blatter ihr Interesse an seinem Verein (im Sinne von Art. 60 ZGB, wie ein Kegelclub) mitteilen. Die „links“-RechercheurInnen können sich dann aus erster Hand informieren, ob fussballerischer „Menschenhandel“ betrieben und „Milliarden gescheffelt werden“.

Weiter im „links“: „Wer aus diesem Haus (Fifa) kommt … sollte - nebenbei gesagt - vorsichtig mit Abzockervorwürfen an andere sein.“

Eine klare Aussage. - Allein, „links“ richtet sich bei mir an den falschen Empfänger.

Ich war bei der ISL/ISMM-Gruppe in Zug angestellt. Das war die grösste Sportmarketingfirma weltweit. Sie ging vor knapp fünf Jahren Konkurs. Ein dubioser Fall. Nach langem Liquidationsgemauschel hat mit „Swissair-Liquidator“ Kurt Wüthrich ein Profi übernommen. Von der ehemaligen Sachwalterin! Mehr als vier Jahre zu spät. - Fünf Kantonalbanken werden voraussichtlich Verluste von Dutzenden von Millionen hinnehmen müssen. Auch die St. Galler KB? Der vorherige Liquidator weigerte sich, einem Parlamentarier und Gläubiger Auskunft zu geben.

Ich arbeitete für zwei Nachfolgefirmen der ISL/ISMM. Und ich war Marketingdirektor für den Afrikanischen Fussballverband. In diesen Jobs konnte ich zusammen mit meinen Mitarbeitern direkt einige Dutzend und indirekt ein paar hundert Arbeitsplätze schaffen. In Ländern wie Argentinien, Guatemala, Trinidad & Tobago, Aegypten, Mali und Tunesien. Das - nebenbei gesagt - nützt den Menschen in Drittwelt- und Schwellenländern konkret.