Aus dem Tagblatt vom 01.12.2005

Mit Antonio gegen Helvetia und Patria?

« Die Teilzeit-Kolonialmacht», 27.10.05

Der Karibikstaat Haiti wurde zur ersten unabhängigen Republik der Schwarzen und Mulatten. Dank bewundernswerter, mutiger Widerstandskämpfer. Das war vor gut 200 Jahren. Heute ist Haiti das korrupteste Land der Welt. Zusammen mit Tschad und Turkmenistan (Transparency International, 2005). Und eines der allerärmsten. Das ärmste ausserhalb Afrikas. Drei von vier Menschen haben keine Arbeit. «Dank» Politikern wie Aussenminister Joseph Philippe Antonio.

Er amtete von 2001 bis 2004. Von oben «eingesetzt», liess er sich gerne mit «Son Excellence» betiteln. Heute lässt er es sich in den USA gut gehen. Mit einem amerikanischen Pass! Und Unterstützungsdollars, die für das hungernde Volk bestimmt waren? Seine Exzellenz pflegte auch in Chile und in der damaligen kommunistischen Sowjetunion zu leben. Und jahrelang in der Schweiz. Zuerst als Flüchtling, dann als Funktionär bei der UNO-Delegation. Schon damals wusste er zu geniessen.

Vor Kurzem verlangte er 21 Milliarden und 685 Millionen amerikanische Dollars von den gebeutelten französischen Steuerzahlern. Das als Anfang. Exzellent inszeniert. Ansprüche für Schuldanerkennung und Reparation sollen noch dazukommen. Über die Hintergründe habe ich mich ins Bild setzen lassen. Nützlich ist meine frühere Tätigkeit für das schweizerische Aussenministerium. Sie hilft, an die Quellen mit den relevanten Informationen zu kommen.

Jetzt hat Antonio ein Vorwort geschrieben. Kein exzellentes. Zum ersten Buch von Hans Fässler, Teilzeitlehrer und Hausmann. Unterstützt mit Steuergeldern aus Ausserrhoden und St. Gallen. Auch aus dem Lotteriefonds. Der Autor zockte ab und sackte ein. Mehr als es im Lotto für einen «Fünfer mit Zusatzzahl» gibt. Die hohle Hand machte er auch beim Bund, genauer bei der Kulturstiftung «Pro Helvetia». Gesponsert hat ihn sein Heimatland, seine Patria.

«Wiedergutmachung» für die Nachkommen der schwarzen Sklaven ist auch seine Forderung. Er will viel Geld holen. So wie Antonio. Sogar mit dem amerikanischen Skandalanwalt Ed Fagan wollte er sich ins Bett legen. Der Zweck heiligt die Mittel.

Der Eiferer hat Private und Unternehmungen im Visier. Am liebsten aus St. Gallen. Zum Beispiel die Helvetia Patria? Mittels vager Vermutungen und Anekdoten will der Verbissene einen Jacob Laurenz Gsell (1815–1896) mit dem Sklavenhandel in Verbindung bringen. Geschickt gestrickt, doch belegen kann er nichts. Posthum könnte der Kaufmann trotzdem als Milchkuh dienen. Er soll im vorletzten Jahrhundert Gründungsmitglied der Helvetia-Versicherungen gewesen sein.

Ob es da etwas zu holen gibt? Bei der Assekuranz quasi die zweite Säule anzapfen? In Haiti hatte Fässler noch grossspurig angekündigt, uns St. Galler mit einer siebenstelligen Summe zu melken.

Roland Rino Büchel
Kantonsrat SVP
Rheinstr. 4
9463 Oberriet