Die Schweiz und die Sklaverei
Zwei Bücher gegen die offizielle Geschichtsschreibung?
Die Berliner Literaturkritik, 19.04.06
FRANKFURT (BLK) Die Frankfurter Rundschau stellt heute zwei Publikationen vor, die der Verstrickung von Schweizern in den transatlantischen Sklavenhandel zwischen 1450 und 1870 nachspüren. Damit widersprächen sie der offiziellen Geschichtsschreibung, der zufolge die Schweiz nichts mit dem Sklavenhandel zu tun gehabt habe.
Hans Fässlers verdeutliche in seiner Reise in Schwarz-Weiß, dass Schweizer an jeder Station des Sklavenhandels beteiligt waren. So binde er abstrakte Transaktionen an konkrete Orte und Adressen. Vom Schiffsausrüster über Geldgeber, Versicherer, Plantagenbesitzer bis hin zum Söldner im Dienst der Sklavenhalter-Nationen, schreibt die FR. Das zweite Buch, Schwarze Geschäfte von Thomas David, Bouda Etemad und Janick Marina Schaufenbuehl, sei eine fundierte Quellenstudie. Eine umfassende Bilanz, die die Teilhabe von Schweizerinnen und Schweizern am Sklavenhandel berücksichtige. Sie ergäbe die Zahl von 172 000 deportierten Schwarzen und damit 1,5 Prozent der elf bis zwölf Millionen Sklaven, die Afrika im Rahmen des transatlantischen Handels entrissen wurden.
Die Sklaverei sei für Schweizer, so wie für andere Europäer ein normales Geschäft; der Sklavenhandel in der zeitgenössischen Finanzwirtschaft beliebt gewesen, schreibt die Frankfurter Rundschau. Das offenbarten beide Publikationen. (lär/got)
Literaturangaben:
DAVID, THOMAS ET AL: Schwarze Geschäfte. Die Beteiligung von Schweizern an Sklaverei und Sklavenhandel im 18. und 19. Jahrhundert. Limmat Verlag, Zürich 2005. 200 S., 22 €.
FÄSSLER, HANS: Reise in Schwarz-Weiß. Schweizer Ortstermine in Sachen Sklaverei. Rotpunktverlag, Zürich 2005. 337 S., 22 €.