Petition für neuen Namen des Agassizhorn
Von Robert Aemmer
4.9.2009

Das Agassizhorn in den Berner Alpen soll in Rentyhorn umbenannt werden. Dies verlangt eine von rund 2500 Personen unterzeichnete Petition, die heute Nachmittag in Bern Bund und Kanton überreicht wird.

«Die Schweiz soll ein wichtiges internationales Zeichen gegen den Rassismus und für die Erinnerung an das Menschheitsverbrechen der Sklaverei setzen», heisst es im Petitionstext als Begründung. Die von Personen aus 75 Ländern unterzeichnete Petition soll heute um 14 Uhr im Bundeshaus und um 15 Uhr in der Staatskanzlei des Kantons Bern übergeben werden.

Weil das 3942 Meter hohe Agassizhorn nördlich des Finsteraarhorns auf der Grenze liegt, wird die Petition auch dem Kanton Wallis, den Gemeinden Grindelwald, Guttannen und Fieschertal sowie dem Unesco-Weltnaturerbe Jungfrau-Aletsch übergeben oder zugestellt.

Agassiz´ dunkle Seite

Louis Agassiz (1807–1873) war in der Schweiz und in den USA ein berühmter Naturforscher. So entwickelte er die Grundlagen für die Eiszeitforschung. Dass ein Alpengipfel nach ihm benannt wurde, scheint daher verständlich. Der Initiant der Petition, der St. Galler Historiker Hans Fässler, sagt dazu: «Sein Ruf als Wissenschafter wird nicht bestritten, es geht aber darum, auch die dunkle Seite von Agassiz bekannt zu machen.» Fässler bezeichnet ihn als «bedeutenden Rassisten und als Wegbereiter der Rassentrennung und der Apartheid». Seine Theorie weise Ähnlichkeiten mit der Ideologie der Nazis und des Faschismus über die Reinhaltung der weissen Rasse auf.

Ehrung für Sklaven

Die Expedition von 1840, auf der acht Gipfel nach Forschern benannt wurden, wird von der Kampagne «Démonter Louis Agassiz» als «grösster nomenklatorischer Handstreich» bezeichnet. Nun soll Agassiz sein Berg weggenommen (französisch démonter) werden.

Der neue Namen soll an den Sklaven Renty erinnern, mit dessen Foto Agassiz 1850 die Minderwertigkeit der schwarzen Rasse beweisen wollte.

Gemeinden entscheiden

Fässler glaubt, dass der Bundesrat, analog zur Umbenennung der Dufourspitze, den Namen von sich aus ändern könnte. Allgemein gelte aber die Meinung, dass die Gemeinden zuständig seien. Diese müssten dann ihren Vorschlag über die kantonalen Behörden der Landestopografie unterbreiten. Vertreter der drei Gemeinden haben sich 2008, als die Forderung nach einer Namensänderung bekannt wurde, ablehnend geäussert (wir haben berichtet).

Gemäss Auskunft von Hans Fässler wird die Namensfrage demnächst mit Vertretern der Gemeinden Grindelwald und Guttannen sowie des Unesco-Weltnaturerbes Jungfrau-Aletsch besprochen. Über das Ergebnis werde anschliessend orientiert.

(Berner Oberländer)