Tagblatt vom 10.9.2001, Region St. Gallen

"Noch nie war das Publikum so gut"

Kultur in Engelburg startete am Wochenende sein
neues Herbstprogramm

Mit Darbietungen aus der Region eröffnete Kultur in
Engelburg am Wochenende seine Herbstsaison.
"Chorschach", ein Chor aus Rorschach, gehörten zum
Programm wie auch Hans Fässler, einst streitbarer
linker Politiker, heute Lehrer und Kabarettist.

(...)

Knatsch mit Behörden

Hans Fässler, ehemaliger St. Galler SP-Vertreter im
Grossen Rat, sorgte vor "Chorschach" als
Kabarettist für witzige Unterhaltung. Zu Beginn
seiner Satire präsentierte er auf einem
Hellraum-Projektor seinen Knatsch mit den Behörden,
die ihn wegen seinen Auftritten als Satiriker
einmal auf die "schwarze Liste" setzen wollten
(Gemeinde Sargans) oder in seinem kulturellen
Schaffen nicht finanziell unterstützen wollten, "da
die politische Debatte das kulturelle überwiege"
(Amt für Kultur, St. Gallen). Von politischen
Seitenhieben war dann - eine Ueberraschung - in
seinem Programm kaum etwas zu spüren. Fässler mimte
einen Reporter des lokalen Fernsehens "Tele Oha"
und lud verschiedene Gäste zu Vorträgen ein. Zum
einen war Harry Hasler zu Gast, der von einem
Frühspanisch-Kurs in Kinderspielgruppen zu
berichten wusste, zum anderen erzählte Jäger Luzi
Caflisch über das Borderline-Syndrom der Wildtiere,
die an der Grenze vom Kanton St. Gallen zum
Graubünden nach verschiedenen kantonalen
Richtlinien gejagt werden sollen. Auch Marcel
Reich-Ranitzky, der deutsche Bücherpapst, wurde von
Hans Fässler gespielt. "Ranitzky" kritisierte ein
Exemplar des NZZ-Folios, worin über eine Gruppe
rebellischer St. Galler berichtet worden sei. In
einer Nacht- und Nebelaktion hätten diese die
Strassennamenschilder bekannter Schweizer
Zeitgenossen ausgetauscht. Anstelle von Louis
Favre, dem Gotthard-Erbauer, sollte die Favre
Strasse seiner Frau Caroline gewidmet werden, die
seine Tochter und den Haushalt erledigt hatte,
während ihr Mann den Gotthardtunnelbau gemanagt
hatte. sjs.