Verbindungen St. Gallen-Haiti

Hans Fässlers Kabarett zum Kantonsjubiläum auf Schloss Wartensee

Hans Fässlers Kabarett regt zum Lachen über die vielen spritzigen Einfälle und zum Weinen über die tragischen
Umstände der Gründung des jetzt zu feiernden Kantons St. Gallen vor 200 Jahren an.



PETER BEERLI

Spritzige Ideen, die gepflegte Sprache, der gekonnte Umgang mit modernen Medien, die Kunst, sich zu verwandeln und andere Menschen nachzuahmen: Das macht die Qualität von Hans Fässlers Kabarett aus. Die Regierungsräte Willi Haag, Kathrin Hilber, Joe Keller und Peter Schönenberger waren bei der Aufführung von «Louverture stirbt 1803» auf Wartensee.


Eltern für «SG CH» gesucht

Politisch seine linke Herkunft nie verleugnend und sich im musikalischen Teil mit Gesang und Gitarre ausschliesslich an bestehende Melodien haltend, nahm Fässler mit auf die Suche nach Eltern für «SG CH». Er fand sie weder bei Gallus noch bei Müller-Friedberg, sondern bei Revolution und Napoleon. Bei jenem Napoleon, der in den gleichen Jahren, in welchen er unserer Region zur Zukunft verhalf, den Befreiungskampf der schwarzen Haitianer niederzuschlagen suchte. Dabei wurde er von 600 Schweizern, darunter einigen St. Gallern, unterstützt. Doch nicht jene Abenteurer, Halbkriminellen und armen Teufel profitierten. Der eigentlichen Nutzniesser möchte der Kabarettist in einem Sklaven-Wanderweg gedenken, welcher auch St. Gallen und Trogen berühren und zum Nachdenken anregen müsste. Zum Nachdenken etwa darüber, dass und wie in jenen Apriltagen 1803 im napoleonischen Gefängnis von Fort de Joux der schwarze haitianische Revolutionär Toussaint Louverture starb.


Die heitere Freude überwog

Bei den Zuschauern auf Wartensee überwog in der Pause die Freude über das Können und die Einfälle Fässlers. Von schmerzender Auseinandersetzung mit den Verbindungen St. Gallen-Haiti spürte man kaum etwas.

(Ostschweizer Tagblatt, Montag, 16. Juni 2003)