8. August 2000

Regierungsgebäude

Sehr geehrter Herr Fässler

Mit Schreiben vom 12. Juli ersuchen Sie um die Bewilligung, für die
Nachstellung einer imaginären Szene aus dem Kalten Krieg am Fahnenmast
vor dem Regierungsgebäude für kurze Zeit zwecks Fotoaufnahmen die alte
Sowjetfahne mit Hammer und Sichel hissen zu dürfen. Infolge der Ferienzeit
hat sich die Beantwortung Ihrer Anfrage leider verzögert, wofür
wir Sie um Nachsicht bitten.

Mit Interesse haben wir von Ihrem Projekt Kenntnis genommen, im
Hinblick auf das Kantonsjubiläum 2003 in einem Kabarettprogramm auf
satirische Art und Weise die Geschichte des Kantons St. Gallen und
seine aktuelle Befindlichkeit darzustellen und verschiedene Szenen
aus der st. gallischen Geschichte symbolisch nachzustellen.
Für eine alptraumhafte Szene möchten Sie am Regierungsgebäude die
Sowjetfahne hissen.

So positiv wir den Projekten für das Kantonsjubiläum - gerade auch,
wenn sie in Form eines Kabarettprogramms den einen oder anderen
Vorfall im Kanton St. Gallen auf die "Schippe" nehmen sollten -
gegenüberstehen, so wenig können wir uns mit der gewünschten Beflaggung
des Regierungebäudes anfreunden. Nach unserer Auffassung verträgt sich die
gewünschte Beflaggung nicht mit der Würde des Klosterplatzes als
Weltkulturerbe, selbst wenn sie nur für kurze Zeit erfolgen sollte.
Wir müssen Ihnen deshalb Ihren Wunsch abschlagen, auch auf das Risiko
hin, dass Sie mit dieser Antwort Ihre "Sammlung" über negative
Erfahrungen und Korrespondenzen mit kantonalen Stellen ergänzen
(wie beispielsweise in Ihrer m.E. amüsanten Satire anlässlich
der Feier der Grossratspräsidentin in der neuen OLMA-Halle).
Es bleibt Ihnen unbenommen, allenfalls mit Fotomontagen das
gewünschte Sujet in Ihrer imgainären Szene zu bewirken.
Nichts für ungut.


Mit freundlichen Grüssen

Der Staatssekretär:

Martin Gehrer, lic. iur.