Zwei Aufklärer unterschiedlicher Art

Voltaire (1694 -1778

Aus "Candide ou l'Optimisme" (1759)

Chapitre dix-neuvième: CE QUI LEUR ARRIVA A SURINAM, ET COMMENT CANDIDE FIT CONNAISSANCE AVEC MARTIN

"(...) et je vois de loin une ville que je soupçonne être Surinam, appartenante aux Hollandais. Nous sommes au bout de nos peines et au commencement de notre félicité. " En approchant de la ville, ils rencontrèrent un nègre étendu par terre, n'ayant plus que la moitié de son habit, c'est-à-dire d'un caleçon de toile bleue; il manquait à ce pauvre homme la jambe gauche et la main droite. " Eh ! mon Dieu ! lui dit Candide en hollandais, que fais-tu là, mon ami, dans l'état horrible où je te vois ? - J'attends mon maître, M. Vanderdendur, le fameux négociant, répondit le nègre. - Est-ce M. Vanderdendur, dit Candide, qui t'a traité ainsi ? - Oui, monsieur dit le nègre, c'est l'usage. On nous donne un caleçon de toile pour tout vêtement deux fois l'année. Quand nous travaillons aux sucreries, et que la meule nous attrape le doigt, on nous coupe la main ; quand nous voulons nous enfuir, on nous coupe la jambe : je me suis trouvé dans les deux cas. C'est à ce prix que vous mangez du sucre en Europe."

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Georg Joachim Zollikofer (1730-1788)

"Als Aufklärer geht Zollikofer davon aus, dass jeder Mensch seinen Beruf veredeln soll. So möger der Kaufmann ordnung Fleiss, Arbeitsamkeit, Treue und Gewissenhaftigkeit als Tugenden seines Standes erkennen und sie von den geschäften auf das ganze Leben übertragen. Dazu ist allerorten und jederzeit Gelegenheit geboten, verbindet doch der Handel die Menschen; er bringt sie einander näher und lässt ihre gegenseitige Abhängigkeit voneinander stärker empfinden. So werden uns fremde Einsichten, Erfindungen, Entdeckungen und Güter bekannt. Dadurch werden die Sitten milder und gefälliger, der Geschmack wird gebildet und die Duldsamkeit gefördert. Man lernt den Menschen als Menschen schätzen und fragt nicht erst nach seiner Nation, Sprache oder Religion. Daher sind Handelsvölker duldsam und friedliebend.

Der gesunde Handelsgeist gedeiht am besten in der Freiheit. «Freyheit ist das Hauptprinzipium, auf welcher alle Industrie gegründet ist, edle Freyheit, die unter milden Gesetzen ruhet. Wenn ein Ausländer in ein Land handelt, so muss ihn seine Ware empfehlen oder er wird künftig zu Hause bleiben müssen.» Freyheit gewährt und rechtfertigt auch den Lebensgenuss. «Was der Freye erarbeitet, erfindet, erwirbt, das ist sein.» Allerdings ist diese Freiheit nicht grenzenlos, und vor allem darf sie nicht gottlos sein, denn der Kaufmann ohne Religion und Gottesfurcht ist ein gefährliches Glied der menschlichen Gesellschaft. Wo aber Kaufleute «als denkende, als aufgeklärte Menschen» ihren Geschäften nachgehen und nicht in kleinlicher Krämerei steckenbleiben, empfangen sie im Schlusswort den Segen des berühmten Predigers: «Wer so seinem Stande Würde gibt, der erhöhet seine Berufstreue zur wahren Gottseligkeit». «Predigten über die Würde des Menschen» nannte Zollikofer denn auch den Band, der wie sein Vermächtnis in seinem Todesjahr 1788 erschien. Ihm war «jede zur gründlichen Besserung und bleibender Gückseligkeit des Menschen abzielende Wahrheit Religionswahrheit und biblische Wahrheit.»

[Aus Georg Thürer, St. Galler Geschichte II, erster Halbband S. 69 ff.]